Worum es geht:
Lasst die Kirche
im Dorf !
Kindergarten und
Gemeindezentrum gemeinsam vor der Schließung retten.
Kinder brauchen (T)Räume. Jung und Alt finden Halt.
Noch einmal,
ganz von vorne.
Als Info für alle, die (noch) nicht im Thema sind.
Gallia est omnis divisa in
partes tres. (Julius Caesar)
Die
Markuskirchengemeinde besteht aus drei Bezirken, dem Standort
Papenbusch (Springweg) mit Pfarrerin Petra Jäger, dem Rolands Kamp (Schöltges
Hof) mit Pfarrerin Esther Kocherscheidt und dem GZ Winkhausen
(Knappenweg) mit Pfarrer Hans-Joachim Norden.
Seit einiger Zeit befindet sich die Evangelische Kirche hier wie
anderswo in einer Abwärtsspirale aus sinkenden Mitgliederzahlen
infolge des demografischen Wandels, sinkender
Kirchensteuereinnahmen, Austritten usw. Weil alle Gemeinden im
Kirchenkreis diesem negativen Trend folgen, die Gemeinden also immer
kleiner werden, wurde seit Jahren die Idee einer Fusion von „Markus“
mit den anderen drei Mülheimer Nordgemeinden (Johannis, Styrum,
Dümpten) vorangetrieben. Gemeinsam sollten sie eine neue größere
Einheit, die „Lukasgemeinde“, bilden, und zwar ursprünglich zum
1.1.2011. Man hatte sich bei den Verhandlungen zur Fusion darauf verständigt,
dass jede der alten, kleinen Gemeinden einen Standort aufgeben
sollte, um so den gemeinsamen Topf nach Möglichkeit zu füllen. Dieser Bedingung ist die Markusgemeinde dadurch nachgekommen, dass
sie das Gemeindezentrum Rolands Kamp Ende 2010 aufgibt. Die drei anderen Nordgemeinden besaßen ursprünglich je zwei
Standorte, von denen sie einen aufgeben wollten – und zwar mit
Abstand den jeweils „billigeren“. Das heißt, das größere, teurere im
Unterhalt, bliebe jeweils erhalten. Nachzulesen ist eine Liste der
Standorte auf der Webseite des Evangelischen Kirchenkreises an der
Ruhr. Diese Maßnahmen sind teilweise schon umgesetzt, teilweise erst
projektiert.
Die Markusgemeinde wiederum besaß als einzige drei Standorte. Sie
hat im Gegensatz zu den anderen das größte, schönste, teuerste
Gemeindezentrum aufgegeben. Wenn die zwei kleineren (also Papenbusch
und Winkhausen) erhalten blieben, würden sich die Kosten
(Betriebskosten und Substanzerhaltung) auf genau 50.000€ nach
offiziellen Angaben des Kirchenkreises belaufen – im Gegensatz etwa
zu 134.000€, die das Gebäude der Johanniskirche an der Aktienstraße
kostet, 48.000€, die Dümpten an der Oberheidstraße verbrauchen würde
und 97.000€ jährlich, die Styrum für die Albertstraße benötigt.
Dies, wohlgemerkt, wenn alle geplanten Schließungen auch umgesetzt
werden würden. Wir sehen also, dass die Markusgemeinde nach
Schließung des Rolands Kamp eher unterdurchschnittliche
Gebäudekosten haben würde.
Relativ neu in die Debatte gekommen ist im LAN (Lenkungsausschuss
Nord) die Idee, dass nicht jede Gemeinde einen Standort schließen
soll, sondern jede nur einen Standort BEHALTEN darf. Somit müssten
bei Markus mit seinen drei Standorten zwei Gebäude aufgegeben
werden. Hier gab es im Frühjahr 2010 die ersten Überlegungen, den
Standort Knappenweg zu schließen. Der Knappenweg umfasst nicht nur
ein Gemeindezentrum, sondern auch ein zertifiziertes Familienzentrum
sowie die Kindertageseinrichtung „Unter dem Regenbogen“.
Offensichtlich war es dem LAN jedoch wichtiger, stattdessen eine
„Kirche“ (am Springweg) zu erhalten, die zwar kein Familienzentrum
und keinen Kindergarten, dafür aber einen Glockenturm aufweist.
Auch die anderen drei Nordgemeinden unterhalten jeweils eine
Kindertageseinrichtung, die auch in Zukunft weitergeführt wird. Dort
sind die Kitas außerhalb der Gemeindezentren untergebracht. Auch
hier herrscht ein gefühltes Ungleichgewicht, denn allein die
Markusgemeinde soll zusätzlich zum Zentrum auch die Tageseinrichtung
aufgeben. Im Mai 2010 gab es im Gemeindezentrum Winkhausen eine
Gemeindeversammlung zum Thema „geplante Schließung des Standortes“.
Damals sprachen sich die Gemeindeglieder eindeutig gegen eine Fusion
mit den Nordgemeinden zu den gegebenen Bedingungen (Schließung des
Standortes Winkhausen) aus. Das bedeutete nicht, dass man generell
gegen eine Fusion war, sondern sie nicht um den Preis der Aufgabe
eines lebendigen Begegnungszentrums für Jung und Alt einschließlich
einer Kindertageseinrichtung wollte. Daraufhin stimmte man dafür, dem GZ Knappenweg eine Frist von zwei
Jahren einzuräumen, in denen die Gemeindeglieder versuchen dürften,
die Betriebskosten und die Substanzerhaltung durch Sozialvermarktung
und Fundraising selbst zu erwirtschaften. Eine Befürworterin dieser
„Chance für Winkhausen“ war damals Pfarrerin Esther Kocherscheidt,
sie setzte sich dafür öffentlich auf der Gemeindeversammlung ein.
Im Mai sprach sich das Presbyterium also, dem ausdrücklichen Willen
der Gemeindeversammlung folgend, dafür aus, das GZ Knappenweg zu erhalten. Das bedeutete zunächst einmal, als Konsequenz, den
Ausstieg aus der geplanten Fusion zu diesen Bedingungen.
Auf der Grundlage des Presbyteriumsentscheids vom Mai wurde im
August 2010 die Kindertageseinrichtung mit über 60.000€
Landesmitteln zur U3-Betreuung umgebaut. Wegen des politisch
erwünschten Ausbaus der Plätze für Kinder unter drei Jahre war der
Stadt Mülheim sehr an der Schaffung dieser Plätze gelegen. Die
Gelder flossen unter der Voraussetzung, dass die
Kindertageseinrichtung für mindestens fünf Jahre erhalten bliebe. Fest steht: seit Mai gibt es
keine neuen Haushaltszahlen. Es hat
sich an den Bedingungen der drei anderen Nordgemeinden (die nun im
Januar 2011 zu dritt zur Lukasgemeinde fusionieren) nichts geändert.
Geändert hat sich, dass inzwischen turnusgemäß Pfarrerin
Kocherscheidt den Vorsitz im Presbyterium innehat. In ihrem Amt als
Vorsitzende ist sie wiederum auf die anderen Nordgemeinden
zugegangen – Fazit: nichts hat sich geändert, die Markusgemeinde
könne aber, zu den von „Markus“ im Mai abgelehnten Bedingungen, noch
mitmachen. Frau Kocherscheidt verlegte nun, unter Wahrung der kürzest möglichen
Frist, eine Gemeindeversammlung, die für den 14.11.10 geplant und
angekündigt war, auf den 24.10.10 vor. Bemerkenswert dabei ist, dass
dieser (neue) Termin nun nicht mehr, wie ursprünglich geplant, nach
der Herbstsynode am 12./13.11.10 lag, wo man weitreichende
Entscheidungen für die zukünftige Entwicklung des Kirchenkreises
treffen wollte, sondern davor. Durch diese Vorgehensweise entstand,
so die Interpretation der Winkhausener Gemeindeglieder, der böse
Schein, dass hier im Vorfeld der Synode eilig Tatsachen geschaffen
werden sollten. Das Ganze geschah nicht in Absprache mit dem
Superintendenten des Kirchenkreises, der sich diesen plötzlichen
Meinungsumschwung des Presbyteriums auch nicht erklären konnte.
Über den Ablauf der Veranstaltung am 24.10.10, der
Gemeindeversammlung am Springweg, ist genug gesagt worden. Fest
steht, dass sie in keiner Weise ergebnisoffen gestaltet war. Sie
bestand hauptsächlich aus einem langen, langen Monolog der Theologin
über das Thema, dass die Gemeinde so oder so über kurz oder lang
pleite wäre, und dass es keinen Ausweg aus dieser Situation gäbe
(Zitat aus dem Thesenpapier: „alle Wege landen in der Sackgasse“).
Dazu gab es Finanzprognosen bis zum Jahr 2024, auf die sich Frau
Kocherscheidt zwar stützte, zu denen sie als Theologin aber keine
Stellung beziehen konnte und die auch niemand anderes aus dem Reigen
der Presbyter oder des Kirchenkreises willens oder in der Lage war,
zu erklären. Im zuständigen Fachausschuss (Bau- und Finanzausschuss)
waren diese Finanzprognosen nicht erarbeitet worden, nicht einmal
bekannt. Sie stehen zudem im Gegensatz zum offiziellen Haushalt der
Markuskirchengemeinde, den die Verwaltung erarbeitet hat.
Gleichzeitig wurde offensichtlich, worin das Problem der
Markuskirchengemeinde liegt. Sie unterhält keine unbezahlbaren
Gebäude, sondern hat einen Überhang an Pfarrstellen. Knapp 5200
Gemeindegliedern dürften eigentlich keine drei Pfarrer zustehen,
sondern nach dem Schlüssel 2010 (2600 Gemeindeglieder pro Pfarrer)
nur zwei. Das wird dann fatal, wenn die Finanzierung der
Pfarrstellen von der Kirchenkreisebene auf die Gemeindeebene gelegt
wird, eine Problemanzeige, die auf der Kreissynode am 12./13.11.2010
verhandelt wird. Denn dann müsste die Gemeinde mit dem ihr für zwei
Pfarrstellen zugewiesenen Geldbetrag drei Pfarrstellen finanzieren.
Dazu wurde auf der Gemeindeversammlung der Vorschlag eingebracht,
eine der drei Pfarrstellen aufzugeben. Der freigestellte Pfarrer
würde nicht ins Bergfreie fallen, sondern könnte sich eine neue
Stelle innerhalb der Landeskirche suchen, schlimmstenfalls mit 75%
seiner Bezüge in der Wartestand gehen.
Genau einen Tag später sollte das Presbyterium auf Basis des – jeder
darf es sich auf Anfrage von mir zumailen lassen und nachrechnen –
falschen Zahlenwerkes seiner Vorsitzenden einen Entscheid treffen,
der nicht nur fünf Arbeitsplätze in Winkhausen betrifft, sondern
auch 24 Kindergartenkinder und deren Eltern sowie Hunderte Nutzer
des Gemeindezentrums aus allen Altersklassen. Einige Kinder, die im
August zur U3 Betreuung aufgenommen wurden, werden zum Datum der
geplanten Schließung (Juli 2012) noch nicht im Schulalter sein, also
auf jeden Fall die Einrichtung wechseln müssen.
Zudem bildet das Gemeindezentrum Knappenweg gemeinsam mit der
katholischen Kirche Christ König und der Grundschule am Steigerweg
ein gewachsenes Netzwerk des Stadtteils, dessen Zusammenarbeit in
allen Bereichen ein Leuchtturmprojekt für Kinder und Familien ist.
Dazu gibt es schriftliche und mündliche Erklärungen seitens des
Schulleiters und des katholischen Paters, die jederzeit verfügbar
sind. Übereinstimmend wird versichert, dass in diesem „positiven
Bermuda-Dreieck“ des Stadtteils „Menschen nicht verloren gehen,
sondern aufgefangen werden“.
Am 24.10. hatte sich die im Springweg versammelte Gemeinde (so gut
es bei der als „Trauerveranstaltung“ suggerierten Vorgabe möglich
war) mit überwältigender Mehrheit FÜR den Erhalt des Standortes
Winkhausen ausgesprochen. Am 25.10., während des
Presbyteriumsentscheids, gab es eine Mahnwache mit Hunderten von
Menschen, die Kerzen der Hoffnung hielten und, Kirchenlieder
singend, in der Kälte ausharrten. Trotzdem gab es einen negativen
Entscheid und das verkündete Aus für Gemeindezentrum,
Familienzentrum und Kindertageseinrichtung. Der Sparvorschlag aus
der Gemeindeversammlung, bei den Pfarrstellen zu kürzen, wurde nicht
behandelt.
Und nun kommen wir zu dem, was die Gemeindeglieder Winkhausen
(Winkhausen24) wünschen:
-
Wir sind keine Blockierer. Im Gegenteil – wir wollen neue Wege
aufzeigen. -
Eine Fusion unter fairen Bedingungen mit den Nordgemeinden ist
vorstellbar. -
Wir fordern: Transparenz bei den Finanzen. -
Nach erster Reaktion von Unverständnis und auch Wut suchen wir den
Dialog mit unserem Presbyterium. -
Wir möchten allen Presbytern die Informationen zu Finanzen und
anderen Ungereimtheiten zukommen lassen, die wir in den letzten
Wochen erarbeitet haben. -
Wir halten das Datum zur Schließung des Kindergartens (in weniger
als zwei Jahren) für menschlich unzumutbar und wirtschaftlich
unsinnig (denn die 60.000€ Steuergelder müssen bei Vertragsbruch
entweder ganz oder zumindest anteilig zurückgezahlt werden). -
Wir wünschen uns die Chance, durch Sozialvermarktung und Fundraising
Geld zu erwirtschaften, die uns im Mai eröffnet und im Oktober
wieder verwehrt wurde.
Unser Vorschlag: Ein Moratorium – Aussetzen des Beschlusses und
Aufnahme neuer Gespräche.
Wir bieten: riesengroßes ehrenamtliches Engagement und die Chance,
an einer Stelle aus der Abwärtsspirale der Evangelischen Kirche
auszusteigen. Wie bieten vielleicht einen neuen Anfang und
möglicherweise ein Beispiel für den gesamten Kirchenkreis.
Da wir, anders als andere, keinen absoluten Deutungsanspruch geltend
machen, halten wir es in diesem Fall mit Nietzsche: „Dies ist, was
wir glauben, es könnte aber auch anders sein.“
Wir laden ein zum unvoreingenommenen Dialog.
Die Mailadresse ist auf dieser Seite zu finden, wir werden den
anderen Bezirken in den nächsten Tagen weitere Gesprächsangebote
machen.
vorherige Einleitung..
Auf der Gemeindeversammlung am Sonntag, 24.10.2010 in der
Markuskirche am Springweg präsentierte Pfarrerin Esther
Kocherscheidt hunderten von interessierten Menschen ihre
Finanzprognosen für die Jahre bis 2024. Ihre Berechnungen, zu denen
sie leider keine Stellung beziehen konnte, da sie ja „Theologin“ sei
und damit „Zahlen nicht ihr Ding“, sahen die Markusgemeinde
spätestens 2024 in der Pleite, eventuell aber auch schon früher, zum
Beispiel 2014 oder 2018.
Eine Schlussfolgerung war, das Gemeinde- und
Familienzentrum sowie die Kindertageseinrichtung „Unter dem
Regenbogen“, wegen der möglicherweise drohenden Pleite schon 2011
bzw. 2012 zu schließen, denn, wie gesagt, spätestens 2024 müsste
sonst sowieso geschlossen werden. Außerdem gilt es, durch eine
Fusion zu den Bedingungen der drei anderen Nordgemeinden zu
verhindern, dass man durch eine eventuelle Insolvenz mit den drei
anderen Gemeinden zwangsfusioniert wird, und zwar zu deren
Bedingungen.
Gewinn bei einer zeitnahen Schließung: auf
diese Weise können durch eine Fusion der Mülheimer Nordgemeinden,
die „Markus“ sonst nicht aufnehmen würden, zumindest alle drei
Pfarrstellen erhalten bleiben. Zwar gibt es dann nur noch ein
einziges Gemeindezentrum am Springweg, das die knapp 5200
Gemeindeglieder im Bereich der bisherigen Markuskirchengemeinde
nutzen könnten, dafür wäre eine üppige seelsorgerische Betreuung
durch weiterhin drei Pfarrer (zwei davon ohne direkte
Wirkungsstätte) gewährleistet.
In Anlehnung an Frau Kocherscheidts Zahlen
haben wir uns „Winkhausen24“ genannt. Denn wir beabsichtigen, bis
zum letztmöglichen Tag in unserem Gemeinde- und Familienzentrum am
Knappenweg aktiv zu bleiben. Und – wer weiß – vielleicht sogar
darüber hinaus.
Willkommen in unserer lebendigen Gemeinde.
Willkommen bei Winkhausen24.
Wir machen weiter!
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